Künstlerverzeichnis Realismus
ist ein ein kleines aber feines Verzeichnis für Realismus, herausgegeben durch den Künstler J.Schlichtholz.
Es erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit sondern auf Qualität.
Anhand eines typischen Bildes sollen der Künstler ausfindig und seine Videos auffindbar gemacht werden.
Es will stundenlanges Surfen, wie es alle großen Künstlerverzeichnisse erfordern, überflüssig machen.
Kleine Kunstgeschichte Realismus
Neben der kunstgeschichtlichen Auslegung gibt es auch eine allgemeine: demnach kann alles, was nicht abstrakt oder
abstrahiert ist - Bilder denen also gegenständliche Dinge zugrunde liegen - als realistische Kunst betrachtet werden.
Zu den Kunststilen:
"Realismus" - Ab Mitte des 19. Jahrhunderts war man der idealistischen Darstellung des "Klassizismus" und der "Romantik"
überdrüssig. Man suchte die Motive nicht mehr in Ideen und Vorstellungen, sondern in der realen-, der fassbaren Welt.
Es ist die Zeit des gewaltsamen Umbruchs in Europa, der in Frankreich besonders blutig verläuft und an dessen Ende
das Wahlrecht für den einfachen Bürger stehen soll. Besonders geprägt wurde der "Realismus" durch den französischen Maler
Gustave Courbet (1819-1877) der über den äußere Schein der Dinge zu deren Wesen und inneren Wahrheit vordringen wollte.
Auch Adolph Menzel, (1815-1905) fühlte sich der Realität und damit der Arbeiterschaft verbunden; inspiriert durch
die Veränderungen, die die Industrieelle Revolution mit sich brachte. Weitere Vertreter sind Honoré Daumier (1808-1879)
und Ilja Repin. (1844-1930)
Gleichzeitig entstand eine unkritische Gegenbewegung, der "Naturalismus" der Landschaftsmaler.
Der "Surrealismus" ist eine thematische Unterabteilung des "Realismus" beginnend um 1920. Als Nachfolge des "Dadaismus"
lehnt auch er die bis dahin geltenden Wertmaßstäbe ab und propagiert eine nichtrationale, Gefühle betonende, Rausch- und
Traumzustände bejahende Sichtweise. Man thematisierte das Unterbewusste, das Traumhafte und Unwirkliche. Bekannte
Vertreter dieser Kunstrichtung sind Max Ernst, (1891-1976) Salvador Dali (1904-1989) und René Magritte. (1891-1967)
Es gibt auch eine abstrakte Strömung deren Vertreter Joan Miró (1893-1983) ist.
Ab 1925 begann ein Kunststil, der unter dem Namen "Neue Sachlichkeit", zurzeit der Weimarer Republik entstand.
Ein Kunststiel der politisch Stellung bezog und 1933 mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten je beendet
wurde. Die Vertreter sind Otto Dix, (1891-1969) Karl Hubbuch (1891-1979) und Käthe Kollwitz. (1867-1945)
Die Arbeiten der parteilosen, aber bekennenden Sozialistin Käthe Kollwitz, wurden 1936 aus der Berliner Akademieausstellung
entfernt. Wie viele Diktatoren, so neigte auch der Aquarelllist und Massenmörder Hitler dazu, sich der Kunst als Propagandamittel
zu bedienen und sich der nicht passenden Kunst zu entledigen. So fielen die kritischen Werke der "Neuen Sachlichkeit" dem NS-Regime
zum Opfer und wurden als "Entartete Kunst" gebrandmarkt.
Den Begriff "Magischer Realismus" führte 1927 der Kunstkritiker Franz Roh ein und verstand ihn als Brücke zum
"Surrealismus". Die Abkehr vom rein realistischen Denken, die Suche nach verloren gegangenen Werten und das Aufspüren
vergessener magischer Weisheiten die neuen Lebensmut wecken sollen, sind die Ziele des Magischen Realismus. Vertreter
sind Walter Gramatté, (1897-1928) Heinrich Maria Davringhausen (1894-1970) und Matthias Brandes. (*1950)
Matthias Brandes ist in diesem Künstlerverzeichnis vertreten.
Der "Amerikanische Realismus" um 1920-1930 gilt als einer der ersten eigenständigen Kunststile in den USA. Er versucht
wirklichkeitsnah den "American way of life" zu propagieren und wendet sich ganz bewusst von dem in Europa herrschenden
Kunstgeschmack ab. Das neue Sujet nimmt sich die unmittelbare Umwelt als Ideen-Quelle. Das sind Einflüsse die bis heute
im Fotorealismus nachwirken. Die bekanntesten Vertreter sind Edward Hopper, (1882-11986) Georgia O´Keeffe (1887-1986)
und Charles Sheeler. (1883-1965)
Der "Sozialistische Realismus" ab 1930 ist eine Kunstform dessen Auftraggeber ausschließlich Staat und Partei waren,
ein Umstand, der eine sich frei entfaltende Kunst unmöglich machte. Von der Sowjetunion bis hin zur DDR wurde Malerei in den
Dienst des Klassenkampfes gestellt. Vereinfachte Formen und Monumentalität prägten den Stil und er war dem Geschmack der
Machthaber unterworfen. Typische Vertreter sind Michailowitsch Gerassimow, (1881-1963) Alexander Alexandrowitsch Deineka
(1899-1969) und in der DDR Willi Sitte (*1921)
Die Wiener Schule des "Phantastischen Realismus" ist eine in Österreich gepflegte Strömung, die bereits in den 1950ger
Jahren begann. Motive sind phantastische, traumhafte Kompositionen die auch einen Bezug zum Surrealismus nicht
verleugnen können. Die Hauptvertreter sind Arik Brauer, (*1929) Ernst Fuchs (*1930) und Rudolf Hausner. (*1914)
Die Hausnerschüler Gottfried Helnwein, (*1948) Rolf Ohst (*1952) und Peter Handel (*1949) haben ihr Erbe verwandelt,
doch jeder hat für sich die brillante Arbeitsweise weitergeführt. Sie sind übrigens auch hier im Künstlerverzeichnis Realismus
vertreten.
Der "Neue Realismus" begann bereits Ende der 1950er Jahre. Aktionskunst, Happening, Fluxus und Objektkunst stellte das
herkömmliche Kunstwerk in Frage - was zählte war der schöpferische Akt. Hauptvertreter sind die Künstler der Gruppe
"Nouveau Réalisme". In den 1960er Jahren beschäftigten sich auch die Gruppe "Zebra" mit dem Neuen Realismus.
Die Übersetzung von Fotografie in Malerei und eine minimierte Farbgebung sind die neuen Stilmittel, die sich später in Pop-Art
und im Fotorealismus zur vollen Blüte entfalten. Typische Vertreter sind Dieter Asmus, (*1939) Peter Nagel (*1941) und
Nikolaus Störtenbecker. (*1940)
Auch die "Pop-Art" ist eine realistische Kunst, reduziert aber ihre Farbpalette drastisch und benutzt dann diese Farben flächig
und schrill. Sie übernimmt nicht nur die Übertreibungen der Werbung, sondern bemächtigt sich sogar ihrer Motive. Zwischentöne und
Farbnuancen werden zugunsten des Effekts geopfert. Konsum und Alltagskultur sind das Thema. Die Zeit der "Pop Art" wurde schon
1956 von Richard Hamilton in Großbritannien eingeläutet, die sich aber erst Anfang der 1960ger Jahre in den USA und Europa
durchsetzte. Bekannte Vertreter in den USA sind Tom Wesselmann, (1931-2004) Roy Lichtenstein (1923-1997) mit Comic-Bildern und
Andy Warhol (1928-1987) mit seinen Siebdrucken.
Der "Fotorealismus" entstand in den späten 1960er Jahren und war in der "documenta 5", 1972 in Kassel erstmals öffentlich
zu sehen. Er entstand gleichzeitig in den USA und in Europa, kurz vor dem Auslaufen der "Pop-Art". Eine Kunstform die es
in Europa schwer hat und in Amerika gefeiert wird. Die Fotografie ermöglicht es Motive in großformatige Leinwandmalerei
zu übertragen. Vertreter in den USA sind Chuck Close, (*1940) Richard Estes (*1932) und in der Schweiz der Maler
Franz Gertsch. (*1930)
"Hyperrealismus", manchmal auch "Superrealismus" genannt - ihm geht es nicht um eine möglichst naturgetreue Abbildung,
sondern um deren Übersteigerung zugunsten des Ausdrucks. Helnweins Portraits wollen nicht mehr schön, sondern überspitzt
verstörend wirken. Vertreter dieser Kunst sind teilweise Künstler die auch fotorealistisch malen, wie Gottfried Helnwein,
(*1948) Chuck Chlose, (*1940) und Richard Estens, (*1946) um nur einige zu nennen.
Auch Annemarie Busschers, (*1970) Dirk Dzimirsky (*1969) und
Andrew Newton, (*1987) so verschieden sie auch malen
oder zeichnen, sie alle sind Hyperrealisten.
Die "Neue Leipziger Schule" ist zurzeit durch Neo Rauch besonders aktuell. Ihm ist es gelungen zum teuersten deutschen Maler
aufzusteigen und schon ist er für Deutsche Museen unerschwinglich geworden. Seine überwiegend großformatigen Gemälde gleichen
szenischen Überlagerungen aus einem Endzeitstück. Die unverwechselbare Malerei knüpft an die große kunsthistorische Tradition an.
Der Name "Neue Leipziger Schule" weist auf die DDR-Vergangenheit hin, auf die "Leipziger Schule", Hochschule für Grafik und Buchkunst.
Vertreter sind Neo Rauch, (*1960) Arno Rick (*1940) und Thilo Baumgärtel. (*1972)
"Macro-Realismus" entsteht gerade als Reaktion auf die Umweltproblematik. Anhand kleiner Detailausschnitte soll auf die Wichtigkeit
unserer biologischen Grundlagen hingewiesen werden. Der Begriff "Macro-Realismus" wurde erstmals in einem Artikel der Oberbergischen
Volkszeitung (regionalausgabe der Kölnische Rundschau) am 09. 08. 2008 zu einer Ausstellung von J. Schlichtholz erwähnt.
Macro-Realistische-Ansätze finden sich auch in den Arbeiten von Marco Picci (*1974) und Dietrich Moravec. (*1950)
Hiermit sind nicht alle - aber zumindest die wichtigsten Strömungen des Realismus vorgestellt.
© J.Schlichtholz